"Unlicensed" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Flugplatz nicht von der britischen CAA nach deren Standards abgenommen und "lizensiert" wurde und dementsprechend auch nicht regelmäßig von dieser inspiziert wird. Daher: unlicensed. Was aber keinesfalls mit "nicht zugelassen" übersetzt werden kann. Unter praktischen Gesichtspunkten bedeutet "unlicensed" lediglich, dass diese Flugplätze nicht für gewerbliche Flüge genutzt werden dürfen. Es besteht nämlich durch die fehlende Behördenaufsicht keinerlei Garantie, dass die Anlage technisch stets einwandfrei ist oder dass die in den (inoffiziellen) Veröffentlichungen gemachten Angaben präzise sind. Z.B. muss auch die Hindernisfreiheit nicht unbedingt gemäß ICAO-Kriterien gegeben sein. Auch eine Feuerwehrbereitschaft kann man an diesen Plätzen nicht erwarten. Jeder, der einen Wiese besitzt, diese mäht und für Flüge nutzt, ist in UK Eigentümer eines "Flugplatzes". Einen amtlichen Zulassungsprozess kennen die Briten für so etwas gar nicht.
Für den Privatpiloten eröffnet sich der Unterschied zwischen licensed und unlicensed oftmals gar nicht auf den ersten Blick. Ein unlicensed aerodrome muss keinesfalls kleiner, geringer ausgestattet oder gar in schlechterem Zustand sein als ein licensed aerodrome. Als Beispiel für einen sehr aktiven, aber dennoch unlizensierten Platz seien z.B. Popham in Südengland oder auch Turweston in Mittelengland genannt. Auch die Gleichungen "licensed=Asphaltpiste" und "unlicensed=Graspiste" stimmen nicht. Z.B. der asphaltierte Platz Bembridge auf der Isle of Wight ist ebenfalls unlizensiert.
Die unlicensed aerodromes stellen die absolute Mehrzahl der Flugplätze in UK dar. Daher sollte man sich als Besucher keinesfalls nur auf die lizensierten Plätze beschränken. Oft findet man an unlizensierten Plätzen auch eine entspanntere, sympathischere Fliegeratmosphäre sowie geringere Gebühren vor als an den lizensierten Plätzen, welche natürlich auch höhere Kosten haben. Außerdem haben die meisten unlizensierten Plätze auch keine strikten "Öffnungszeiten", d.h. man kann (nach entsprechender Erlaubnis) z.B. im Sommer auch sehr spät am Abend noch landen, was bei lizensierten Plätzen häufig nicht möglich ist.
Allerdings sind die unlizensierten Plätze nicht im offiziellen Luftfahrthandbuch (AIP) enthalten und es gibt daher zu diesen Plätzen auch keine offiziellen NOTAMs. Da man aber, um diese Plätze anzufliegen, auch Informationen zu Ihnen benötigt, braucht man hierfür am besten einen der verfügbaren britischen Flugplatz-Guides. Siehe dazu den entsprechenden Abschnitt unter "Flugvorbereitung". Ansonsten sei aber gesagt, dass mittlerweile auch die meisten unlizensierten Plätze ihrer eigene Website mit Infos, Anflugtipps, etc. haben. Alle unlizensierten Plätze sind PPR.
Kurz zum Thema Öffnungszeiten: lizensierte Plätze haben in aller Regel Öffnungzeiten. Heißt: außerhalb dieser darf man zunächst mal nicht landen. Ganz so streng wird es aber in UK nicht gehandhabt, denn es gibt ja keine Flugleiterpflicht. Dennoch ist das immer mit ein bisschen vorab Paperwork verbunden, weil dann haftungstechnische Gründe ins Spiel kommen. Bei unlizensierten Plätzen gibt es häufig auch Öffnungszeiten. Das sind allerdings oft wirklich nur die Zeiten, wo Servicepersonal da ist, man also Sprit etc. bekommen kann. Hier kann man (PPR sind diese Plätze ja sowieso) auch außerhalb dieser Uhrzeiten und ohne besonderen Papierkram landen, was manchmal sehr hilfreich sein kann. Man muss sich dann meist lediglich mit dem Eigentümer darüber verabreden, wie und wo man die Landegebühren bezahlt.
Als Variante der unlicensed airfields haben die so genannten "farm strips" in Zeiten steigender Lande- und Hangargebühren auf den größeren und infstrukturell besser ausgestatten Plätzen in UK eine wachsende Bedeutung für die "kleine" Privatfliegerei gewonnen. "Farm Strip" ist aber kein fest definierter Begriff; gemeint sind damit in der Regel bescheidene, unlizensierte Flugpisten (meist Gras) in privater Hand, meist ohne jegliche weitere Infrastruktur; nicht unbedingt muss die Piste aber tatsächlich Teil einer echten "farm" sein. Viele (aber nicht alle) dieser "farm strip-Inhaber" heißen mit PPR auch Gäste willkommen. Öffnungszeiten gibt es keine. Bestehen können diese farm strips wie schon angedeutet,, da in UK Starts und Landungen auf Privatgrund ohne große bürokratische Hürden und Auflagen erlaubt sind. Mit anderen Worten: es gibt - im Gegensatz zu Deutschland - bei privaten Flügen keine in Deutschland so genannte "Flugplatzpflicht".
Aber vorweg gleich ein Wort der Warnung: Was es da in UK so alles an "farm strips" gibt, ist schon manchmal ganz schön haarsträubend und für den unvorbereiteten Piloten unter Umständen sehr anspruchsvoll, z.B. wegen der Hindernissituation, starkem Gefälle der Bahn oder einer schlechten Pistenoberfläche. Bedenke: es gibt ja keinerlei verbindliche Standards für solche privaten, unlizensierten Pisten. Der Flugbetrieb findet ausschließlich nach dem Ermessen des Piloten statt. Daher auch als Wort der Warnung: sollte man bei der Landung oder Start auf einem unlicensed aerodrome einen Unfall haben, hat man danach in der Regel keine Chance, irgendwie mit Forderungen (z.B. wegen unterlassener Sorgfaltspflicht) gegen den Eigentümer vorzugehen! Das ist eben der Preis der Deregulierung. Ein Preis, den ich gern bezahle für die Möglichkeit, auf weit über 500 statt nur ca. 128 Plätzen landen zu können.
Farm Strips sind für Besucher natürlich in den allermeisten Fällen PPR. In der Tat gibt es auch viele gänzlich private Strips, d.h. solche, deren Eigentümer gar keine Gäste haben wollen. Diese Plätze sind allerdings in aller Regel gar nicht erst in den verschiedenen Airfield-Guides aufgeführt. In anderen Fällen mag der Eigentümer zwar Gäste wünschen, unterliegt aber möglicherweise strengen Betriebseinschränkungen; daher sollte man nicht böse sein, wenn PPR mal nicht gewährt werden kann. Das ist aber eher selten; meist wird man wenn man vorher freundlich anfragt, sehr willkommen geheißen (wenn auch wie gesagt immer mit dem Verweis "at own risk"). An den meisten farm strips gibt es keinen Treibstoff und auch nur selten einen freien Hangar. Dennoch wird auf diesen Plätzen häufig eine (wenn auch meist sehr moderate) Landegebühr erhoben. Manchmal aber auch nicht.
Und auch hier nochmal, damit keine Mißverständnisse entstehen: An diesen kleinen Plätzen ist oftmals (auch nach erfolgtem PPR) kein Mensch am Platz.. Noch weniger wird in der Regel auf der Funkfrequenz geantwortet. Die Briten gehen da (zum Glück!) deutlich relaxter mit ihren Flugplätzen um als die Deutschen. Also: Blindmeldungen abgeben (mit dem Rufzeichen "[Flugplatzname] Traffic"), Windsack kontrollieren, tiefer Überflug und dann landen. Was die Funkfrequenz angeht, so haben die meisten dieser farm strips keine "eigene" Frequenz, sondern nutzden die so genannte "Safetycom"-Frequenz. Diese lautet 135.480MHz und wird für Blindmeldungen (mit dem Rufzeichen "Traffic") auf entsprechenden Flugplätzen verwendet. Aber eben nicht an allen. Daher: am besten beim PPR-Call gleich fragen, was die lokal verwendete Frequenz ist, die für Positionsmeldungen verwendet wird. Nichts ist schlechter, als auf einer falschen Frequenz zu funken und es nicht zu merken (es gibt ja in der Regel keine Bodenfunkstelle, die Antwort gibt!).
Vorsicht ist in besonderem Maße in UK und Irland bei Graspisten geboten. Durch das insgesamt eher feuchte und kühle Klima tendieren die meisten Graspisten dazu, schnell weich zu werden; was unter Umständen zur Verdoppelung der Startstrecke führen kann. Auch Landungen auf solchen Pisten können manchmal sehr tricky sein. Insbesondere im Frühjahr sind nach meiner Erfahrung viele Graspisten sehr weich (und manchmal gar völlig unter Wasser!). Aber auch in den anderen Jahreszeiten können diese Pisten nach längeren Regenfällen sehr weich oder gar völlig unbenutzbar sein. Dieser Hinweis gilt freilich nicht nur für die unlizensierten Plätze und farm strips, sondern im Prinzip auch für lizensierte Graspisten. Allerdings haben die in der Regel etwas aufwendigere Drainagesysteme. Oftmals - besonders im Norden - sind auf den britischen Farm strips im Normalfall Schafe, die gemütlich grasen; die müssen entweder vorher heruntergetrieben werden (daher PPR!) oder durch den Piloten mittels tiefem Überflug verscheucht werden
Viele, aber nicht alle unlicensed airfields haben auch einen ICAO-Code. Private "farm strips" haben einen solchen nur in wenigen Fällen.
Die UK CAA hat zum Thema "Strip Flying" Safety Sense Leaflet veröffentlicht. Siehe hier. Dieser wurde 2022 aktualisiert. Vieles darin ist natürlich etwas banal; aber für jemanden, der mit solchen Plätzen noch keinerlei Berührung hatte als Startpunkt nicht so schlecht.
Noch ein Wort zu den farm strips: gegenüber den Eigentümern ist absolute Höflichkeit angesagt. Es ist praktisch wie deren privater Garten, den man betritt. Geld verdienen diese Leute mit den wenigen Besuchern nicht. Es ist viel mehr eine Freundlichkeit innerhalb der Pilotenschaft. Dafür gehen diese Eigentümer im Gegensatz letztlich doch immer gewisse legale Risiken ein. Außerdem liegen auch viele Strips in einem lärmsensiblen Umfeld. Daher: den "Hinweisen" des Eigentümers zu Anflugverfahren etc. sollte man unbedingt exakt Folge leisten. Tut man das nicht, muss man damit rechnen, für immer vom Platz verbannt zu werden. Und langfristig würden es dann immer weniger dieser herrlichen Strips werden. Auch wenn einige Eigentümer auf die Erhebung einer Landegebühr verzichten, sollte man trotzdem ernsthaft eine (großzügige!) Spende anbieten. Danke!
Abschließend sei wiederholt: Bei farm strips nie ohne erfolgtes PPR landen!