Flugvorbereitung/Karten
Karten & Apps (AIP, Jeppesen, Skydemon & Co.)

VFR-Karten (Papier)

Beginnen wir - obwohl es mittlerweile "old-school" ist - mit den klassischen Papierkarten (etwas weiter unten geht es dann um digitales Kartenmaterial).

Früher hatten - wie in fast allen europäischen Ländern - VFR-Flieger auch in UK die Wahl zwischen den von der Luftfahrtbehörde (hier: britische CAA) herausgegebenen (offiziellen) „ICAO-Karten“ und den von Jeppesen publizierten "VFR&GPS"-Karten (beide mit Maßstab 1:500.000). Dabei wurden wegen des vertrauteren Designs von ausländischen Piloten meistens Karten von Jeppesen vorgezogen. Auch ich habe diese jahrelang benutzt.

Bekanntlich wurden die Papierkarten von Jeppesen ja Ende 2013 von Jeppesen vollständig eingestellt und durch das Produkt "Mobile Flight Deck VFR" ersetzt. Auch dieses ist ja schon wieder Geschichte und wurde durch ForeFlight ersetzt.

Damit bleibt, was 1:500.000er Papierkarten angeht, Piloten mittlerweile weitgehend nur noch die ICAO-Karte der britischen CAA als Option. Es gibt aber von Air Million mittlerweile auch eine 1:500000er Karte von Südengland und Wales. (Die DFS bietet ihre "V500"-Serie nicht für UK an und auch sonst gibt es keinen anderen Anbieter einer solchen Karte.)

Die ICAO-Karten, also die von der Flugsicherungsorganisation NATS für die UK-CAA erstellten und herausgegebenen VFR-Karten, sind bei den britischen Piloten naturgemäß geschätzt, was aber vor allem damit zu tun hat, dass sie das Layout schon seit der PPL-Ausbildung gewohnt sind. Ausländische Piloten müssen sich zunächst einmal etwas an diese Karten gewöhnen. Sie sind nicht als schlecht zu bezeichnen; insofern ist das Ende der Jeppesen-VFR-Charts (zumindest für UK) keinesfalls als Drama zu sehen. Die ICAO-Karten - sie heißen (von Süd nach Nord) "Southern England & Wales", "Northern England & Northern Ireland" sowie "Scotland" - werden meist jährlich (teilweise, d.h. mit Ausnahme der Südenglandkarte auch nur alle zwei Jahre) neu im Frühjahr aufgesetzt. Sie gibt es nur in einer folierten Version. Auf ihr sind auch eine große Anzahl an "unlicensed airfields" verzeichnet. Auch der Detailgrad bei der Topographie ist hoch, was sie aber natürlich auch tendenziell etwas überfrachtet. Außerdem finde ich sehr schlecht, dass die Obergrenzen der ATZs auf diesen nicht explizit ausgewiesen sind. Preis: bei den deutschen Flugbedarfshändlern jeweils ca. 30 Euro; bei den britischen Pilot-Shops deutlich weniger (ca. 18 Pfund).

Darüber hinaus gibt es von der britischen CAA auch VFR-Karten im Maßstab 1:250.000. Hiervon gibt es ingesamt 8 Stück; sie sind natürlich - speziell in den Großräumen London und Manchester - besser lesbar, zeigen aber den kontrollierten Luftraum nur bis 5000 Fuß MSL an und eignen sich daher mehr für sehr kurze, lokal begrenzte low-level VFR-Flüge. Man kann sie meines Wissens nur bei den britischen Pilot Shops kaufen. Preis: ca. 18 Pfund pro Stück.

Außerdem gibt es auch noch eine VFR-Karte im Maßstab 1:1.000.000 (aus der "Air Million"-Serie), die auf einer einzigen Karte ganz UK und Irland (sowie sogar BeNeLux) abdeckt. Sie wird von Editerra im aus Frankreich bekannten Cartabossy-Design aufgelegt und wird auch in Deutschland z.B. von Friebe vertrieben (30 Euro; direkt bei Editerra mit 20 Euro deutlich günstiger). Sie erscheint jährlich (Ende März) neu. Natürlich ist das VFR-Fliegen ausschließlich mit einer Karte in diesem Format etwas grenzwertig, aber sie scheint mir dennoch ganz gut gemacht, denn sie ist weniger überfrachtet als die 1:500.000er CAA-Karte.

Auch Roger-Data bietet mittlerweile 1:500000er Karte für Großbritannien. Eine weitere Alternative.

Für Irland gibt es eine ICAO-VFR Karte im Maßstab 1:500.000. Sie wird jährlich neu aufgelegt und kostet 30 Euro. Außerdem gibt es eine Karte im Maßstab 1:250.000, die aber ebenfalls das ganze Land abdeckt. Kosten: ebenfalls 30 Euro. Die Karten können z.B. hier bestellt werden, ansonsten aber auch (für ca. den gleichen Preis) bei praktisch allen britischen Pilot Shops. Leider gelten die irischen ICAO-Karten als grauenhaft - selbst die Iren finden sie höchst bescheiden. Auf weiter oben genannter Air-Million Chart im Format 1:1.000.000 ist auch Irland abgedeckt, aber eben natürlich nur im Detailgrad der 1:1.000.0000er Karte. Roger-Data bietet eine 1:500.000er Karte für Irland.

Generell abschließend zu den Papierkarten noch Folgendes: Unabhängig von der Frage, welches Kartenprodukt man verwendet, sei hier noch einmal ausdrücklich empfohlen, diese vor dem Flug wirklich sehr genau zu studieren, da die Luftraumstruktur oft erst nach längerem Betrachten der Karte gänzlich klar wird. Insbesondere ist es nicht einfach, die vertikalen Ausmaße der diversen Lufträume wie TMAs, CTRs, CTAs, (M)ATZs und Danger Areas auf Anhieb zu erkennen und zu verinnerlichen.

VFR-Karten auf iPad und anderen Tablets

Bekanntermaßen sind Tablets als Cockpitool in der GA mittlerweile Standard. Dies gilt auch für die digitale Darstellung von VFR-Karten. Einleitend sei dazu noch mal gesagt, dass es in UK und Irland (wie auch in Deutschland und dem Rest von Europa) keinerlei Verpflichtung gibt, Papierkarten an Bord zu führen (im Gegenteil: wer *nur* mit Papierkarten an Bord fliegt, der entspricht genau genommen nicht den Anforderungen an Part-NCO, da dieser stets Kartenmaterial gemäß aktuellem AIRAC-Cycle fordert und jährlich nur 1x neu aufgesetzte Papierkarten dies natürlich nicht erfüllen).

Daher kann z.B. ein iPad mit einer entsprechenden App (und ggf. einem Backup-Gerät) komplett die bisherigen Papierkarten ersetzen. Ob man nun Papier oder Elektronik vorzieht (und ob man im Fall von Elektronik doch noch eine Papierkarte als back-up mit sich führen möchte), muss letztlich jeder für sich entscheiden. Wichtig ist bei allen digitalen (Vektorkarten-) Produkten, dass man bei den Darstellungseinstellungen keine Fehler macht und dadurch unter Umständen wichtige Lufträume ausgeblendet werden. Wenn einem aufgrund eines solchen Fehlers eine Luftraumverletzung unterläuft, wird es natürlich kein Pardon geben.

Die Alternativen bestehen hier weitgehend aus:

1. Air Navigation Pro

ANP war die erste Anwendung für das iPad, die das Darstellen von VFR-Streckenkarten auf dem iPad ermöglichte und populär machte. Man hat hier die Wahl: Entweder man lädt nur die kostenlosen (eher schlechten) Landschaftskarten und legt dann die direkt von ANP gelieferte Luftraumstruktur darüber. Man erhält so eine komplett konfigurierbare Vektorkarte. Diese Alternative ist günstig (man muss nur einmalig für die ANP-App bezahlen). Alternativ kann man innerhalb der App verschiedene Add-on Karten (als Rasterkarten) hinzukaufen. Dazu gehören (für UK) die ICAO-Karten im 1:500.000er und 1:250.000er Format sowie die 1:1.000.000er Karte von Transair. Nachteil, wie schon gesagt: es handelt sich schlicht um elektronische Versionen der Papierkarte, d.h. es ist nicht möglich, durch Filtereinstellungen z.B. einzelne Elemente ein- oder auszublenden. Außerdem finden auf dieser Karte logischerweise unterjährig keine Updates statt, d.h. sobald man die Karten kauft, sind sie meist schon teilweise nicht mehr aktuell.

Da ich mir AirNavPro seit Jahren nicht mehr genau angesehen habe, kann ich nichts Aktuelles dazu sagen. Dennoch empfehle ich es für das Fliegen in UK nicht. Der Marktanteil ist mittlerweile recht gering und ich denke, das wird mit Funktionalität und Datenqualität zu tun haben. Diesbezüglich seit Jahren das absolute Benchmark ist für die britischen Inseln:

2. Skydemon

Das von Briten entwickelte Programm Skydemon hat proprietäre Karten in Form von Vektorenkarten. Dies hat den Vorteil, dass man die Karten beliebig "customizen" kann und diese auch permanent aktualisiert werden können. Außerdem kann man den "Stil" der Kartendarstellung festlegen, z.B. so, dass diese dann dem von deutschen Piloten gewohnten Layout der DFS-ICAO-Karten entspricht. Ein grundsätzlich sehr gutes Programm. Es gibt - zumindest im Bereich des britischen Luftraums - praktisch keine Datenfehler, da eine sehr große Kundschaft in UK dafür sorgt, dass diese stets sehr rasch behoben werden. Sämtliche bekannte unlizensierte Plätze sind in der Datenbank enthalten. Einziger Kritikpunkt immer wieder ist die etwas geringe Detailtiefe bei den topographischen Infos wie Wäldern, Hügeln, Straßen, Flüssen, etc. Dies ist wohlgemerkt eine bewusste Entscheidung von Skydemon und wird sich daher wohl auch nicht ändern. Und noch was: leider zeigt Skydemon viele britische Plätze als "UL-Plätze" an, obwohl es gar nicht (nur) solche sind. Bei unlizensierten Plätzen gibt es nämlich diese Unterscheidung gar nicht. Entscheidend ist einzig, ob der Eigentümer eine Landeerlaubnis erteilt hat oder nicht. Trotzdem: absolut die Nr. 1 für das Fliegen in UK

3. PocketFMS / EasyVFR

Das klassische PC-Produkt heißt "PocketFMS", die ipad-Version davon nennt sich "EasyVFR". Das Konzept ist ähnlich wie bei Skydemon, sprich es werden proprietäre Vektorkarten erstellt. Auch dieses Programm soll kurz erwähnt sein, denn die Qualität der Luftraumdaten hat einen guten Ruf. Leider ist die Grafik ein bisschen "computerspiel-artig", was mir persönlich so nicht so gut gefällt. Außerdem fehlen in den Bergen sämtliche Geländehöhepunkte. Ansonsten aber auch eine Option.

4. Garmin Pilot

Seit 2016 ist auch das kombinierte VFR-& IFR-Programm von Garmin als erntzunehmende Alternative zu bezeichnen. Ähnlich wie AirNavPro erlaubt Garmin Pilot beides, also entweder die Garmin-eigenen Vektorkarten zu verwenden oder als Rasterversion andere Karten (in diesem Fall die UK-CAA-ICAO-Karten), hinzuzukaufen. Letzteres ist keine besonders elegante Lösung, aber geht natürlich, auch wenn es dann natürlich in Summe recht teuer wird. Außerdem hat man dann eben die entsprechenden Nachteile von Rasterkarten, also z.B. die nur einmalige Aktualisierung pro Jahr. Die "eigenen" Vektorkarten von Garmin hingegen haben leider im Detail noch immer einige Schwachpunkte (insbesondere für die VFR-Anwendung), genau so wie die Software an sich. Daher kann ich Garmin Pilot nicht wirklich empfehlen.

5. ForeFlight Europe

Der Spin-off des in den USA marktbeherrschenden Programms "Foreflight". Leider ist die Kartographie für VFR-Zwecke immer noch nicht perfekt und es fehlen immer noch ein paar wichtige Funktionen. Daher empfehle ich Foreflight Europe für VFR nicht so sehr. Skydemon ist einfach in jeder Hinsicht besser.

Airport Directories, Aerodrome Charts und VFR-Anflugkarten

Bei den Airport Directories ("AD"), den Aerodrome Charts und (wo vorhanden) den VFR-Anflugkarten hat man in UK wiederum die Wahl, die der offiziell AIP (es gibt keine separate "AIP-VFR" wie in Deutschland) via Internet downzuloaden (siehe unten) oder über andere Produkte wie Skydemon zu beziehen. Jeppesen-Anflugblätter etc. lassen sich nur noch via ForeFlight beziehen.

Der Zugang zur gesamten AIP UK ist gratis über das Internet (siehe weiter unten) möglich ist. Allerdings gibt es dort - im Gegensatz zum Jeppesen Airway Manual - für die meisten Plätze (mit Ausnahme der ganz großen Plätze mit eigener CTR) nicht die insbesondere von deutschen Piloten geliebten "Sichtanflugkarten" (VACs).

Alternativ kann man für die Aerodrome Directories auch das die AIP mittels iPad nutzen. Dort allerdings gibt es wiederum für die meisten Plätze keine VACs und es sind wie schon gesagt auch nur die "licensed airfields" enthalten.

Auch direkt in Skydemon oder Foreflight kann man die ADs und die Anflugkarten der AIPs einsehen. Wer das nicht hat, kann auch über den Autorouter darauf zugreifen.

Bemerkung: Es gelten desweiteren die Hinweise im Abschnitt "Airfield Guides".

Und noch etwas: Fast alle Flugplätze in UK, auch die sehr kleinen, haben eine eigene Website. Es empfiehlt sich sehr, auch hier mal reinzuschauen, denn dort findet man meist weitere Anfluganweisungen, Infos über lärmsensible Gebiete etc. Oftmals sind diese in den "offiziellen" Veröffentlichungen so detailliert überhaupt nicht dargestellt, bzw. es gibt ja für meisten Plätze in UK gar keine offiziellen Anflugkarten.

Kurz zu Irland: Die irische AIP ist kostenlos (und sogar ohne Login) im Internet verfügbar (siehe weiter unten), oder eben über den autorouter, Skydemon oder Foreflight. Dort gibt es also alle allgemeinen Teile, die so wichtigen AD-Abschnitte, sowie auch Sichtanflugkarten (wobei solche in Irland nur für die größeren Plätze erstellt werden).

IFR-Streckenkarten

Da IFR-Strecken seit vielen Jahren ohnehin nur noch mit elektronischer Hilfe erstellt werden können (ich empfehle autorouter), braucht man eigentlich gar keine Streckenkarten mehr. Wer sie dennoch auf Papier haben will, nimmt die Jeppesen Low Altitude Charts; UK und Irland werden abgedeckt durch die Karten E(LO) 1/2 sowie E(LO) 3/4. Alternativ kann man auch die von AERAD veröffentlichte Karte "UK(L)2/UK(L)3e" verwenden. Zur Not (z.B. sehr kurzfristig geplanter Flug) kann man sich auch Auszüge der Enroute-Charts aus der Online-AIP ausdrucken. Moderner ist es natürlich mittlerweile, sich diese als pdf auf dem iPad zu anzuschauen oder gar, auf diese Informationen als in die Flugplaungsapps integrierte Daten zuzugreifen. Es ist zu erwarten, dass auch die IFR-Streckenkarten von Jeppesen irgendwann nicht mehr in Papierform angeboten werden.

Wohlgemerkt: Diese Streckenkarten sind in UK nur dann überhaupt von Nutzen, wenn man auf den "Airways" nach IFR fliegen möchte (und selbst dann eigentlich kaum, da man zur Flugplanung ja ohnehin so etwas wie den Autorouter braucht). Fliegt man IFR primär außerhalb des kontrollierten Luftraums ("OCAS"), verwendet man normalerweise VFR-Karten. Weitere Hinweise dazu siehe "IFR in UK".

Alternativ bietet auch Skydemon einen "IFR-Modus", um die "Streckenkarten" einzusehen, sprich die Airways einzublenden. Foreflight bietet das natürlich auch an.

IFR-Anflugkarten

Auch hier ist die die Zeit der Papierkarten bei Jeppesen mittlerweile vorbei. Für die IFR-Anflugkarten (IAPs, SIDs, STARs) von Jeppesen muss man Foreflight haben (und kräftig dazubezahlen). Wem die "AIP-Karten ausreichen, der nutzt den kostenfreien Zugriff über Skydemon oder Foreflight.. Dabei sollte man vor dem Flug sämtliche womöglich zu verwendenden Karten (oder gar die gesamte AIP) auf dem iPad speichern.

Auch was die generellen Informationen aus der AIP (also GEN, ENR, etc.) betrifft, so bleibt die offizielle AIP UK bzw. die AIP Ireland fast unverzichtbar.

Zugang AIPs

Daher sei an dieser Stelle kurz erklärt, wie man sich per Internet Zugang zur AIP UK bzw. auch zur AIP von Irland verschafft. Dies ist zum einen natürlich möglich über die EAD-Datenbank von Eurocontrol, wobei dort eine kostenlose Anmeldung notwendig ist.

Oder aber man geht auf die Website der britischen NATS:

https://nats-uk.ead-it.com/cms-nats/opencms/en/Publications/AIP/

bzw. der irischen CAA:

https://www.airnav.ie/air-traffic-management/aeronautical-information-management/aip-package 

Für das Einsehen der AIPs ist jeweils keine Registrierung notwendig.

Sonstiges

Für alle drei ICAO-Karten-Abschnitte bringt die britische CAA jährlich je eine ganz nette "Frequency Reference Card" heraus. Siehe hier.


© Philipp Tiemann